Samstag, 22. August 2009

Zwerggarnelen im Aquarium












Die Garnelen-Haltung boomt

Immer beliebter werden die kleinen Krabbler, die maßgebend durch den Aquariendesigner Takashi Amano, der sie in seinen Naturaquarien einsetzt, ins Rampenlicht gerückt wurden. Anfangs häufig nur als Algenfresser eingesetzt, haben die Zwerggarnelen inzwischen einen riesigen Interessentenkreis. Es werden die tollsten Farben und Muster heraus gezüchtet und die besonders schönen Tiere messen sich auf Garnelen-Campionaten. Oder sind es eher deren Züchter, die sich messen?
Für jeden Geschmack und Geldbeutel sind Zwerggarnelen zu bekommen und die meisten stellen nicht mal besonders große Ansprüche an ihre Halter.
Selbst in kleinen Aquarien kann man diese geselligen Wirbellosen in Gruppen pflegen. Sicher ein weiterer Aspekt, der zum Ruhm der Zwerggarnelen beigetragen hat - Nano-Becken sind angesagt.

Artenvielfalt - Wirrwar um die Artengruppen
Sicher wird es noch einige Zeit dauern, ehe Licht in die Dunkelheit der zahlreichen Arten, deren Zuordnung in Gruppen etc. gebracht wird. Aber den Hobbyaquarianer mit weniger wissenschaftlicher Ambition dürfte das nicht weiter stören. Viele Arten werden schon lange in meschlicher Obhut gepflegt und vermehrt, sodass auch ohne eindeutige Bestimmung ausreichend Erfahrungswerte vorliegen, wie die Garnelen, die meist unter Fantasienamen gehandelt werde, zu halten sind.

Die Zwerggarnelen der Caridina-Artengruppen kommen überwiegend aus den südchinesischen Raum und bilden wohl auch die verbreiteste Artengruppen. In die Caridina serrate-Gruppe gehört z. B. die sog. Bienengarnele hinein, aus der unter anderem die Crystal Red heraus gezüchtet wurde.

Die verschiedenen Entwicklungstypen spielen dann eine wichtige Rolle, wenn man seine Garnelen vermehren möchte. Arten, die dem verkürzten Entwicklungstyp angehören, haben eine kurze Larvenentwicklungszeit und sind leicht zu vermehren. Die Weibchen tragen recht große Eier und entlassen weit entwickelte Jungtiere, die keine andere Behandlung als adulte Tiere benötigen.
Daneben gibt es Arten, die kleine Eier tragen und Nachkommen entlassen, die noch einige Larvenstadien durchlaufen müssen um zur voll entwickelten Garnele heran zu wachsen. Die bekannteste ist wohl die Amanogarnele Caridina multidentata. Ihre Larven entwickeln sich in Brackwasser und erfordern in der Hälterung und Ernährung viel Aufmerksamkeit. Wenngleich ich auch solche Arten schon gehalten habe, habe ich mich nie intensiv mit der Vermehrung beschäftigt.

Als Hälterungsbecken eignen sich wie bereits erwähnt selbst kleine Aquarien. Auch wenn einige Garnelen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in pflanzenarmen oder gar -freien Gewässern vorkommen, macht es Sinn, das Aquarium zu bepflanzen. Besonders in kleinen Becken sollte auf diese "Biofilter" nicht verzichtet werden. Ferner bieten sie Rückzugmöglichkeiten und viel Fläche zum Abweiden.

Der Bodengrund kann nach Belieben gewählt werden. Ich nutze am liebsten Sand oder kleinkörnigen Kies, aus dem praktischen Grund, dass dieser keine großen Zwischenräume entstehen lässt, in denen hineinfallendes Futter für die Garnelen unerreichbar ist.
Steht das Becken an einem hellen Platz und hat man sich bei der Pflanzenwahl auf wenig lichthungrige Arten beschränkt, kann man auf eine künstliche Beleuchtung verzichten. Auch ein Filter ist nicht zwingend erforderlich. Ein technikloses Becken erfordert jedoch eine längere Einlaufphase und eine gründlichere Überwachung.

Bei der Wahl des Filters sollte man bedenken, dass der Filtereinlauf "garnelensicher" ist, soll heißen, dass keine Garnele - auch keine winzigen Jungtiere - hinein gelangen können. Bewährt haben sich luftbetriebene Filter und auch hier hebe ich gerne wieder den Hamburger Mattenfilter heraus.

Auf eine Heizung kann man bei vielen Arten aus subtropischen Gebieten verzichten. Die leichten Temperaturschwankungen kommen den natürlichen Lebensbedingungen sehr nahe und tragen nach meiner Meinung zu einer stabileren Gesundheit und einem längeren Leben bei.
Kommt die ausgewählte Garnelen-Art aus Gegenden mit nahezu gleichbleibendem Klima greift man auf einen Heizstab in geeigneter Stärke zurück. Sich vor Anschaffung der Tiere zu erkundigen ist natürlich auch hier geboten.

Die Wasserwert scheinen bei den meisten Arten am günstigsten um den pH-neutralen Bereich und bei mittlerer Härte. Zum Aufbau ihres Panzers, der aus Chitin besteht, entziehen Wirbellose dem Wasser Kalk. In zu weichem Wasser sind Häutungsprobleme also vorprogrammiert. Wie so oft bestätigen hier auch die Ausnahmen die Regel. Gelegentlich wird von einer erfolgreichen Haltung und Vermehrung in weichem Wasser berichtet. In diesen Fällen wird sicher über Kalkgaben über das Futter ein Mangel beseitigt bzw. vermieden.
Empfindlich sind auch pflegeleichte Wirbellosen gegen Giftstoffe im Wasser. Um den Nitratwert niedrig zu halten ist ein regelmäßiger Wasserwechsel angeraten - aber der sollte ja ohnehin selbstverständlich sein - es sei denn, man fährt aus irgend einem Grund ein Altwasserbecken.
Besongers gefährlich ist Kupfer. Das spielt in Gebäuden mit Kupferleitungen eine Rolle (Wasser, das in der Leitung stand erst mal ablaufen lassen, bevor man welches für den Wasserwechsel verwendet) aber auch in Pflanzendünger. Da lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsangaben. Seit Wirbellose so beliebt und die Probleme mit Kupfer bekannt sind, haben einige Hersteller auch "garnelenverträgliche" Düngemittel in ihrem Sortiment. Eine weitere Kupfervergiftung kann man durch Medikamentengaben verursachen. Auch hier hilft nur der Blick auf die Inhaltstoffe.

Vergesellschaften kann man Zwerggarnelen mit friedlichen Fischen oder anderen Wirbellosen, z. B. Schnecken. Aus eigener Erfahrung kann ich (Zwerg-)Panzerwelse, Ancistrus, Otocinclus und kleine Bärblinge empfehlen. Sie stellen den ausgewachsenen Garnelen nicht nach und in einem ausreichend großen, gut bepflanzten Becken kommen auch einige Jungtiere auf. Schnecken können passend zu den jeweiligen Bedingungen ausgesucht werden und von einer Vergesellschaftung mit Krebsen rate ich eher ab, auch wenn es einige Berichte gibt, dass auch diese Konstellation "gut gehen" kann. Ein Risiko für die Garnelen ist aber nie auszuschließen.
Das Artbecken empfiehlt sich natürlich, um das Verhalten der Tiere untereinander genauer zu beobachten und auch um eine gezieltere Fütterung zu ermöglichen.

Und damit bin ich schon beim nächsten Punkt: Die Fütterung
Prinzipiell sind Zwerggarnelen Allesfresser. Sie ernähren sich in der Natur von verrottenden Pflanzenteilen, Algen, Aas und auch von Kleinstlebewesen, die sie beim "Durchkauen" des Detritus aufstöbern. Ihnen einen abwechslungsreichen Menüplan zu erstellen ist also ein Leichtes. Hier kann man die käuflichen Futtermittel (ob Flocken, Tabs, Granulat oder Frostfutter) genauso verwenden wie Obst und Gemüse, Algenblätter aus dem Asia-Shop, (Wild-)Kräuter, Fisch und viele Dinge mehr. Was mir wichtig erscheint ist ein hoher Anteil pflanzlicher Bestandteile.
Einige im Herbst gesammelte Blätter und/oder Erlenzapfen sowie der anfallende Mulm bilden eine brauchbare Schicht im Becken, in der die Tiere stets etwas Fressbares finden. So versorgt kann man die kleinen Wirbellosen auch getrost einige Tage ohne zusätzliche Futtergaben "sich selbst überlassen".

Alles in allem also wirklich pflegeleichte Zeitgenossen, die einem mit wenig Aufwand viel Freude bereiten. Probier´ es doch einfach mal aus...

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